Im Gespräch mit … Malte Sonnenfeld
Ein Gespräch mit Malte Sonnenfeld. In einem meiner vorherigen Artikel habe ich Malte Sonnenfeld bereits kurz vorgestellt. So durfte ich Malte Sonnenfeld exklusiv interviewen und Ihm einige Fragen zu seiner Person stellen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen des Interviews und viele einzigartige und spannende Informationen.
Glu3:
Vielen Dank Malte, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Bist ja momentan viel beschäftigt, daher ist es eine noch viel größere Freude für mich, Dich zu interviewen.
Malte Sonnenfeld:
Och ja…
Glu3:
Deine Meinung zu folgender Aussage: Pop-Art ist tot. Lang lebe Neo-Pop-Art.
Malte Sonnenfeld:
Stimmt. Wer heutzutage noch Pop-Art macht, der ist ein Kopist. Denn, und das muss man sich stets vor Augen halten, Pop-Art ist, obwohl im Kopf noch sehr präsent, ja immerhin schon 40, 50, 60 Jahre her! Sie ist also mittlerweile verdammt in die Jahre gekommen. Meine Neo-Pop-Art bedient sich der Elemente und der Anmutung der Pop-Art, geht aber über das strenge Formalistische aus der damaligen Zeit hinaus und benutzt die Pop-Art als, sozusagen als Baukasten, aus dem dann wieder etwas Neues entsteht: der Neo-Pop mit einer oft weitaus größeren Aussage.
Glu3:
Du bist ja, sofern ich mich jetzt nicht irre, ein Autodidakt. Wie sahen denn Deine ersten Gehversuche aus, als Du Dich intensiver mit Neo-Pop-Art auseinandergesetzt hast?
Malte Sonnenfeld:
Vor der Neo-Pop-Art war der Post-Fauvismus … Ich habe sozusagen, tatsächlich autodidaktisch, ernsthafte Malerei betrieben, indem ich bei den Strömungen in der Kunst um 1900 angefangen, bekannte Bilder nachgemalt, mir die jeweilige Technik angeeignet und mich dann sukzessive bis in die 1970er Jahre vorgearbeitet habe. Am Anfang stand für mich die „Umrandung“ des Gegenstandes – meistens eine schwarze Linie – ähnlich wie im Comic.
Glu3:
Was hat dich inspiriert, deiner Gefühls- und Gedankenwelt mit Neo-Pop-Art Ausdruck zu verleihen?
Malte Sonnenfeld:
Keine Ahnung, vielleicht das Teilen-Wollen-Der-Erinnerung. Ich gehöre einer Generation an, deren kollektives, bundesrepublikanisches Gedächtnis sich auf einige Deutschunterrichtsbücher stützt und auf massenweise Filme und Fernsehserien. Und alle diese meine TV-Ikonen wollen raus, wiedererkannt werden und erinnern an eine Zeit, die zwar keineswegs besser war, aber noch längst nicht so infomationsüberfrachtet wie heute.
Glu3:
Welche Größen des Pop-Art haben Dich am stärksten geprägt in deiner Arbeit als Künstler?
Malte Sonnenfeld:
Lichtenstein – vom Strich; Warhol – vom Marketing; Hockney – von der Coolness.
Glu3:
Seit geraumer Zeit verfolge ich Dich und Deine Kunst. Ich finde es klasse, wie sehr Du dich technisch verbessert hast. Liegt es an der kölschen Gelassenheit „et kütt wie et kütt“ oder am knallharten Üben, üben, üben?
Malte Sonnenfeld:
Ich male fast jeden Tag (Achtung Paradoxon!) und das nachts! Irgendwann wird ?s halt besser! Man muss Geduld mit sich und seinem Stil haben. Insofern tatsächlich eine Mixtur zwischen kölscher Gelassenheit und jeditum Stoizismus.
Glu3 (lacht):
Mir ist zu Ohren gekommen, dass Deine Frau Dich maßgeblich in der Malerei unterstützt. Was oder wie macht sie es denn genau?
Malte Sonnenfeld:
Sie räumt meine Bilder, die ich im Wohnzimmer verteilt habe, nicht weg. Das ist schon mal viel wert!
Glu3:
Was mich interessiert: Wie viel Köln fließt in deine kryptischen und durchaus bunten Arbeiten mit ein? Als echtes kölsches Urgestein ist Dir Karneval ja kein Fremdwort. Kurzum: Sind deine Arbeiten genauso so jeck wie Du?
Malte Sonnenfeld:
Geh mir weg mit Karneval! Jeck, vielleicht, wahrscheinlich wären meine Bilder aber auch jeck, wenn ich aus Ulm kommen würde. Nein, nein, Karneval gehört auf die Strasse oder in ein Kölschglas oder auf eine Bühne, aber nicht in meine Bilder. Köln ist halt dann doch Gott sei dank mehr als Alaaf!, Millowitsch und die Höhner!
Glu3:
Die Bühne ist dein Zuhause. Zumindest habe ich diesen Eindruck nach einigen Treffen mit Dir gewonnen. Ist dies durch deine hauptberufliche Arbeit mit den Medien bedingt?
Malte Sonnenfeld:
Die Bühne ist Teil meines Jobs – nicht mehr und nicht weniger. Man entwickelt mit der Zeit ein Gespür für Menschen: Wann kann ich zum richtigen Zeitpunkt, wen ansprechen, eine Pointe landen, in ein Gespräch verwickeln, wann halte ich lieber den Mund. Manche Menschen tun sich schwer damit. da kommen mir meine 23 Jahre Medienarbeit – vor und hinter der Kamera – sehr zu gute.
Glu3:
Es gibt ja, wie ich aus eigener Erfahrung ja weiß, auch kreative Schaffenslöcher. Wie gelingt es Dir denn, dich aus solchen Phasen zu befreien? Oder bist Du ein
erfolgreicher Kunst-Schaffensloch-Ausbrecher, der gar nicht oder nur selten in diese Verlegenheit kommt?
Malte Sonnenfeld:
Um ehrlich zu sein, ich hab‘ so einen dichten Terminkalender, dass ich froh bin, wenn ich zum Arbeiten kommen darf!
Glu3:
Wie ich weiß, bist Du mit verschiedenen Bühnenprogrammen auf Tour. Derzeit mit „Bukowski auf Kölsch“. Wie sehr inspiriert dich dein Bühnenprogramm in der Malerei? Oder ist es eher umgekehrt?
Malte Sonnenfeld:
Darüber habe ich bis jetzt nicht wirklich nachgedacht, denn ich sehe die beiden Sparten tatsächlich getrennt voneinander. wenn es sich vor Ort ergibt, dass ich mit der einen Sache Werbung für die andere machen kann – umso besser. aber ich glaube, dass die beiden Betätigungsfelder nur eine sehr kleine Schnittmenge haben, wenn überhaupt.
Glu3:
Derzeit befindest Du dich in einem kreativen Aufwind. Meinst Du, dass es dem derzeitigen Comic-Trend geschuldet ist? Deine derzeitige Ausstellungsreihe „icons & stills“ bedient dies ja in einem gewissen Rahmen.
Malte Sonnefeld:
Ohne Zweifel haben Comics endlich den Rang erobert, der ihnen, meiner Meinung nach, schon lange zusteht. Plötzlich heißt es Graphic Novel statt Comic-Heft – und oft auch zu recht. Von den Käufern meiner Bilder weiss ich jedoch, dass diese relativ wenig mit Comics am Hut haben.
Glu3:
Signifikant, nahezu ausschlaggebend für das Verständnis deiner aktuellen Werkreihe sind die Bildunterschriften. Man könnte ja von einem Wiedererkennungswert sprechen. Wird dies auch in Zukunft so bleiben?
Malte Sonnenfeld:
Nicht immer passt ein ellenlanger Satz zu meinen Bildern. Tatsächlich bemühe ich mich aber oft, nach einem solchen Satz zu suchen. Wahrscheinlich ein rudimentäres Ü?berbleibsel meines Studiums der deutschen Philologie. Und oft auch ein Schlüssel zum besseren Verständnis des Bildes; ein Interpretationsansatz vom Künstler, der aber nicht bindend sein muss…also der Ansatz, nicht der Künstler.
Glu3:
Malte, würdest Du auch Auftragsarbeiten annehmen?
Malte Sonnenfeld:
Na klar, übernehme ich auch Auftragsarbeiten. Wieso? Hättest du da was für mich..?
Glu3:
Vielen Dank für das Interview Malte und deine zahlreichen spannenden Antworten. Und herzliche Grüße an deine Familie.
Malte Sonnenfeld:
Ich werd ?s ausrichten! Und mit der Auftragsarbeit …?
Glu3:
Malte, wer weiß, wer weiß … Mein Geburtstag steht doch vor der Tür!;)