Wie aus Pen and Paper Bits and Bytes wurden!

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Wie aus Pen and Paper Bits and Bytes wurden

Ich gebe zu, ein begeisterter World of Warcraft Spieler zu sein. Ich gebe auch zu, dass ich ab und zu die Zeit und die Welt um mich herum vergesse. Aber alles hat einen Anfang. Meiner liegt circa 28 Jahre in der Vergangenheit, als ich das erste Mal mit „Das Schwarze Auge“ und „Dungeons & Dragons“ in Berührung kam.

Der Anfang

Das klassische Pen and Paper halt. Ich konnte gegen Drachen, Trolle, Orks, Geister und viele weitere Monstrositäten kämpfen. Und das gemeinsam mit meinen Freunden. Es war unser Happening. Im Keller bei Kerzenschein, Chips, Schokolade und jeder Menge Softdrinks schlugen wir uns die Wochenenden um die Ohren. Es war einfach phantastisch. Über die Jahre hinweg verlieh unsere Phantasie diesen Welten eine unglaubliche Präsenz.

Und der Keller war passé!

Als wir in dem Alter waren, die ersten textbasierten Rollenspiele zu spielen, war unsere Englisch noch recht unbeholfen. Mit einem Wörterbuch und der Hilfe unsere Eltern konnten wir auch diese Computerwelten erobern und in unsere Herzen aufnehmen. Angefeuert durch die Bücher von Tolkien, jeder Menge phantastischer Filme und Serien wollten wir einfach mehr, als nur jemanden auf einem Stück Papier darzustellen.

Einen Helden zu spielen, der gegen das Böse antritt. Prinzessinnen in höchster Not rettet. Geheimnisvolle Missionen absolviert. Und vieles mehr. Jaja, um einen Helden zu spielen bedurfte es mittlerweile etwas mehr, als nur ein paar 4-, 6-, 8- und 12- und 20-seitige Würfel, einen Stift, ein Blatt Papier, den Charakterbogen und die Missionsbücher.

Harte Fakten in Form eines C64. Ein Computer, der unsere Jugend prägte. Nur unsere Eltern wollten oder konnten damit nichts anfangen. Er, der heilige Gral der neuen Art der Unterhaltung, verlieh uns die Möglichkeit, dass wir unsere Bilder im Kopf nunmehr auch auf dem Monitor sehen konnten. Es war uns jetzt auch möglich, ohne unsere Freunde in die phantastischen Welten unserer Vorstellungskraft einzutauchen. Endlich! So verließen wir den Keller, um uns in unseren Jugendzimmern mit dem neuen Spielzeug zu beschäftigen.

Wir wollten unsere Handlungen zeitnah erfahren. Spüren. Und dabei Leiden, wie ein Pixelmonster unserem geliebten Helden auf dem Monitor an die Wäsche geht. Der Computer, er, der uns in unserer Jugend treu begleitete. Er übernahm die Rolle eines Spielmeister, der die Geschichte, die fortlaufende Handlung erzählt. Wir vertrauten nun auf Bits & Bytes statt einem menschlichen Geschichtenerzähler.

Die Atmosphäre, die wir im Keller erschufen, musste jetzt der Computer übernehmen. Aber irgendwie schaffte er nicht zu 100%. So griffen wir zu drastischen Maßnahmen: Wir dunkelten einfach unsere Zimmer ab. Obwohl wir uns nicht mir in den Kellern aufhielten, wollten wir nicht gänzlich drauf verzichten. Worauf wir uns aber einließen, und das war der entscheidenen Bruch, die Gemeinschaft zu verlassen. Aus einem gemeinsamen Happening wurde eine Solo-Mission. Hin- und Wieder durften ich auf die Unterstützung meiner Freunde hoffen. Bei Softdrinks, Chips und Schokolade vorm Computer.

Mission Rollenspiel 2.0

Durch die technische Weiterentwicklung und das Heranreifen neuer Generationen von Spielekonsolen, wie zum Beispiel das Sega Mega Drive, Super Nintendo uvm., offenbarte sich auch visuell ein neues, beinahe unglaublich anziehendes Spielerlebnis. Mit Zelda, welches bereits seinen Einstand auf dem Nintendo Entertainment System (NES) feierte, wurde meine Rollenspielwelt erneut bereichert.

Der Keller war und blieb passé, dennoch bildeten sich wieder Gruppen. Wir schufen ein neues Happening. Diesmal nicht um einen Tisch herum, sondern gemeinsam vor dem Fernseher. Aber einer Konstante blieben wir treu: gemeinsame Abenteuer bei Softdrinks, Chips und Schokolade. So konnten wir, gestärkt durch unsere Konstante, in neue Abenteuer ziehen. Ein Controller für eine Handvoll abenteuerhungriger Teens.

Einige Jahre zogen ins Land. Ich wurde älter. Machte mein Abitur, begann ein Studium. Während dieser Zeit lernte ich jede Menge Menschen kennen, die, so wie der Zufall es wollte, ebenfalls auf der Suche nach neuen Gefährten waren. Aber wie war es noch einmal mit dem Computer? Es war uns egal. Wir wünschten uns unsere Happenings zurück.
Diesmal mit dem Unterschied, dass wir nicht im Keller saßen, sondern gemeinsam kochten, Bier tranken und diesmal ein wenig Kind sein durften. Ein Heidenspaß. Aber wie alles, was einem Spaß bereitet, lösten wir nach einigen Jahren studienbedingt die Gruppe auf. Ein altes Gefühl flammte auf und verpuffte.

Rollenspiel 2.0 – nur in besser!

Als interessierte Gamer verfolgte ich natürlich alle News rund um Rollenspiele. Und plötzlich erweckte ein Spiel meine ganze Aufmerksamkeit – World of Warcraft! Eine offene Welt, in der man sich frei bewegen durfte. Die Bilder, die mir durch diverse Fachmagazine serviert wurden, waren unglaublich. In diesem Ausmaß gab es bis dato kein Spiel, das eine ähnliche komplexe Spielwelt bot. Man konnte die bekannten Klassen auswählen, Berufe erlernen und vieles mehr. Unglaublich. Als ob meine Phantasie 1:1 bebildert wurde. Sofort zog es mich in seinen Bann.

Damit hatte Blizzard nicht nur den Nerv vieler Rollenspieler getroffen, sondern knüpfte nahtlos an die Warcraft Serie an (Warcraft 1, Warcraft 2 und Warcraft 3). Ebenso die Erzählstränge, die sich wie ein roter Faden in World of Warcraft entlang schlängeln. Einfach der Hammer! Das Ambiente, die Sound- und Geräuschkulissen, die Animationen und und und … Man fühlte sich als Teil einer ganz besonderen Welt. Man war nicht allein, um Azeroth zu erkunden.

Anfänglich geisterten weltweit rund 200.000 Spieler durch die weiten Azeroths, trafen sich um epische Schlachten und schwierige Missionen zu bestreiten. Nun wurde der „menschliche Spielleiter“ vollends durch das Storytelling und Questgeber im Spiel ersetzt. Somit konnte ich mit weltweit rund 200.000 anderen Spielern von Zuhause aus diesem unseren gemeinsamen Hobby nachkommen. Phantastisch! Aber eines glich den letzten Jahren: die Konstante, bestehend aus Chips, Schokolade und mittlerweile auch reichlich Obst und Wasser. 🙂

Back to the roots, baby!

Mit Burning Crusade erschien 2007 das erste Addon und versprach neue Inhalte, die ebenso fesselnd waren wie bereits der erste Teil. Eine sich ständig weiterentwickelnde Geschichte, neue Berufe, Fähigkeiten und Rassen, die wiederum ein neues Publikum ansprachen und mit einem Schwung die Zahl der Spieler erheblich vergrößerte.
Alle zwei Jahre konnte Blizzard mit einem neuen Addon aufwarten, dass die Gemüter teilweise erhitzte aber auch besänftigte. Meiner Leidenschaft für Rollenspiele tat dies keinen Abbruch, da World of Warcraft alles erfüllte, was ich mir von einem Rollenspiel versprach. Mit Warlords of Draenor, der mittlerweile fünften Erweiterung von World of Warcraft, feiert Blizzard meiner Meinung nach ein großartiges Revival. Back to the roots sozusagen.

Hey Zeitgefühl, ich hau Dir gleich eine rein!

Es mag sein, dass ich mit knapp 40 Jahren immer noch über eine sehr ausgeprägte Vorstellungskraft verfüge, gepaart mit jeder Menge Phantasie, jedoch haben mich die Eigenschaften auch zu einem anständigen und liebenswerten Menschen gemacht. Der Sog dieses Rollenspiel-Hammers hat mich volle Breitseite erfasst und wird mich auch in naher Zukunft nicht einfach so loslassen. Ich stelle immer wieder „gerne“ fest, wie sich mein Zeitgefühl laut lachend von mir verabschiedet. Dennoch muss ich an meinen ständig mir zuwinkenden Zeitgefühl arbeiten und mir die Möglichkeit schaffen, diesem Biest einhält zu gebieten. Also, wenn ihr Tipps habt, dann nix wie rein in die Kommentare.

Bildquelle: madzabgaming

Comments
  • Stefan1

    20. Juni 2016

    Du Opfer! immer noch WoW? Du bist da jetzt doch echt zu alt dafür! Spiel mal wieder was ordentliches! Oktober, Xbox One S, Gears of War 4 Coop mit mir! Bäm! 😀

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  • Glu32

    20. Juni 2016

    Geht klar. Frau wird überzeugt, und dann werden wir uns mal wieder zum Zocken verabreden. So, wie damals, als wir noch in jungen Jahren in den Wald gegangen sind, nur dass diesmal der Wald virtuell dargestellt wird. *lacht* Quasi draussen sein, ohne draussen zu sein. *lachtterneut*

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